
Das Angebot an ätherischen Ölen ist riesig. Die kleinen braunen Fläschchen begegnen uns in Drogeriemärkten, auf Weihnachts- oder Handwerkermärkten, im Internet, in Reformhäusern, Bioläden und manchmal auch in einem Kaffeegeschäft. Oft sind die Preisunterschiede gravierend und so greift der Eine oder Andere zum preisgünstigeren Angebot. Um sich in dem Dschungel der unterschiedlichen Bezeichnungen, der Deklarationen und Label zurecht zu finden, habe ich die wichtigsten Informationen zusammengetragen
Man findet unterschiedliche Bezeichnungen - Duftöl, Parfumöl und ätherisches Öl - auf den Fläschchen. Was sind die Unterschiede und welches Öl ist für die Aromapraktik/Aromatherapie geeignet?
Duftöle und Parfumöle sind immer synthetischen Ursprungs. Sie bestehen aus Molekülen, die im Labor zusammengestellt wurden und in dieser Form in der Natur nicht vorkommen. Hauptsächlich werden diese Mischungen von der Industrie verwendet, um zum Beispiel Kosmetika und Waschmittel zu beduften. Es gibt viele Menschen und auch Fellnasen, die auf synthetische Duftstoffe allergisch reagieren - eine Krankheit, die sich leider immer weiter ausbreitet ist die MCS (Multiple Chemical Sensitivity) - eine vielfache Chemikalienunverträglichkeit.
Naturreine ätherische Öle werden auch als genuin bezeichnet. Man gewinnt sie durch unterschiedliche Herstellung (Wasserdampfdestillation, Kaltpressung, Extraktion - Hexan, Ethanol, Kohlendioxid) aus Pflanzen, deren Bezeichnung botanisch/wissenschaftlich eindeutig definiert sein muss. Die Inhaltsstoffe unterliegen natürlichen Schwankungen und es werden weder Inhaltsstoffe abgezogen noch chemische Substanzen zugefügt. Sie sind die einzigen ätherischen Öle, die zur Aromapraktik/Aromatherapie geeignet sind.
Die Bezeichnung "naturidentische ätherische Öle" ist häufig verwirrend. Diese Öle werden im Labor synthetisch hergestellt, allerdings aus in der Natur vorkommenden Molekülen. Diesen Ölen fehlt die Synergie der naturreinen ätherischen Ölen und somit auch deren Wirkung.
In der Apotheke bekommt man standartisierte ätherische Öle, die einem im DAB (Deutsches Arzneibuch) festgelegten Standard entsprechen. Dieser Standard legt die Zusammensetzung der ätherischen Öle fest und so müssen die Öle unter Umständen verändert werden, um diesem Standard gerecht zu werden.
Um das Durcheinander perfekt zu machen hat sich die EU verschiedene Deklarationsmöglichkeiten für die naturreinen ätherischen Öle ausgedacht:
- Bedarfsmittel
- Kosmetikum
- Lebensmittel

Ätherische Öle als Bedarfsmittel müssen laut Gesetz folgende Hinweise auf dem Etikett enthalten:
- deutscher Pflanzenname
- botanischer Pflanzenname
- Ursprungsland
- Angabe des Pflanzenteils
- Gewinnungsverfahren
- Angaben über den Anbau (konv., Wildsammlung, kbA, DEMETER)
- 100% naturreines ätherisches Öl
- genaue Angaben über den Zusatz, Mischung in %
- genaue Füllmenge
- Chargennummer
- Zertifizierung/Kontrollstelle
- Anwendungsempfehlung, z.B. Raumbeduftung
- Sicherheitshinweise
- Verwendungsdauer nach dem Öffnen
- Gefahrensymbole und Warnhinweise, individuell je nach Öl

Ätherische Öle als Kosmetikum müssen laut Gesetz folgende Hinweise auf dem Etikett enthalten:
- deutscher Pflanzenname
- botanischer Pflanzenname
- Ursprungsland
- Angabe des Pflanzenteils
- Gewinnungsverfahren
- Angaben über den Anbau (konv., Wildsammlung, kbA, DEMETER)
- 100% naturreines ätherisches Öl
- genaue Angaben über den Zusatz, Mischung in %
- genaue Füllmenge
- Chargennummer
- INCI > Inhaltsstoffe
- Zertifizierung/Kontrollstelle
- Naturkosmetik - Logo
- Dosierungsempfehlungen für kosmetische Anwendungen
- Verwendungsdauer nach dem Öffnen

Ätherische Öle als Lebensmittel müssen laut Gesetz folgende Hinweise auf dem Etikett enthalten:
- deutscher Pflanzenname
- botanischer Pflanzenname
- Ursprungsland
- Angabe des Pflanzenteils
- Gewinnungsverfahren
- Angaben über den Anbau (konv., Wildsammlung, kbA, DEMETER)
- 100% naturreines ätherisches Öl
- Sicherheitshinweis
- Chargennummer
- Mindesthaltbarkeitsdatum
- Liste der Bestandteile
- Kontrollstelle
- Verwendungszweck, z.B. Würzessenz
- genaue Füllmenge
Am Beispiel von Neroli 10% wird deutlich, wie verwirrend die unterschiedliche Deklaration sein kann.

Hier wird Neroli 10% als Kosmetikum deklariert - es finden sich keine Gefahrensymbole auf dem Etikett, die Gefahren wie Leichtentzündlich und von Zündquellen fernhalten finden sich hier nur in schriftlicher Form.
Dafür werden gemäß der INCI (International Nomenclature Cosmetic Ingredients) Farnesol, Limonene und Linalool ausgewiesen.
Die Zahl neben dem geöffneten Döschen rechts unten gibt das Haltbarkeitsdatum in Monaten nach dem Öffnen an.

Hier ist Neroli 10% als Bedarfsmittel deklariert, mit Gefahrensymbolen und ohne die INCI.
Der Hinweis "Bei Berührung mit der Haut: Mit viel Wasser und Seife waschen" macht es dem Laien nicht leichter, sich im Dschungel der Deklarionen zurecht zu finden.
Es finden sich folgende Gefahrensymbole/Piktogramme auf den Etiketten der ätherischen Öle, die als Bedarfsmittel deklariert sind:
- Ätzend
- Entzündlich
- Gesundheitsschädlich
- Reizend
- Umweltgefährlich
Beim Anklicken des Piktogramms erscheint die Erklärung
Danke Eliane, dass ich hier ein paar Infos nachlesen konnte.
Es gibt für die ätherischen Öle, die als Kosmetikum deklariert werden, die gesetzliche Vorgabe einer Naturkosmetikzertifizierung, die durch ein Logo auf dem Etikett kenntlich gemacht werden muss.

Seit 2008 gibt es das NATRUE - Siegel für Naturkosmetik. Gegründet wurde der Verein von bekannten Naturkosmetik-Firmen wie zum Beispiel Dr. Hauschka, Farfalla, Lavera, Logocos, Primavera und Weleda, da diesen Firmen die BDIH - Zertifizierung nicht streng genug war.
Wer etwas tiefer in die 3 Zertifizierungsstufen von NATRUE und die Arbeit und Ansprüche des Vereins eintauchen möchte, kann es auf der Seite des Vereins tun.

Der Bundesverband deutscher Industrie - und Handelsunternehmen (BDIH) hat dieses Siegel 2001 entwickelt, um kontrollierte Naturkosmetik zu zertifizieren, die klar definierte Kriterien erfüllen muss.
Die pflanzlichen Rohstoffe sollen zum Beispiel überwiegend aus ökologischem Anbau stammen, Tierversuche sind in allen Bereichen verboten. Synthetische Farb- und Duftstoffe, Silikone und Paraffine sind ebenso nicht erlaubt wie andere Erdölprodukte, tierische Fette und Collagen tierischen Ursprungs.
Hier gibt es weitere Informationen.

Das Ecocert-Siegel sieht man nicht so häufig. Der französische Verband wurde 1991 gegründet und zertifiziert nicht nur Naturkosmetik.
Hier gibt es weitere Informationen.
Zusätzlich findet man auf den ätherischen Ölen noch andere Siegel, wie zum Beispiel:

diese Zertifizierung gibt es nur für ätherische Öle aus der EU

das Siegel für den höchsten Bio-Standard der Welt

Das DEMETER - Siegel wird an zertifizierte Bioprodukte vergeben, deren Erzeugung aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft nach den strengen DEMETER - Richtlinien stammt.

Das EU-Bio-Siegel gilt EU - weit als verbindliches Siegel für Produkte, die nach den EU-Bio-Richtlinien erzeugt wurden.

das deutsche, staatliche Bio-Siegel - kennzeichnet Mindestkriterien, die der EU-Öko-Verordnung genügen müssen
Für mich sind diese Deklarationen auf den Fläschchen ein absolutes Muss, ohne geht es für mich gar nicht.
Ich bin der Meinung, dass wir uns so weit es uns möglich ist, der Natur gegenüber achtsam verhalten sollten. Aus diesem Grund bevorzuge ich Firmen aus unserer deutschen Heimat oder dem näheren, europäischen Ausland. Da ich auf einige ätherischen Öle, die einen langen Weg zu uns haben, nicht verzichten kann, soll der ökologische Fussabdruck, den ich mit der Verwendung meiner geliebten ätherischen Ölen hinterlasse, nicht unnötig groß sein. Zudem bin ich sicher, dass ich bei all diesen Firmen die Gewißheit einer naturnahen und transparenten Firmenphilosophie haben und dass es wenigstens eine Bio-Zertifizierung gibt.
Es ist mir hoffentlich gelungen, ein wenig Licht in den Dschungel rund um die ätherischen Öle zu bringen und die Qual der Wahl zu vereinfachen.
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